Trost und Aufmerksamkeit für verwaiste Eltern
Hospizdienst Korbach spendet Sternenkissen ans Stadtkrankenhaus
12 Sternenkissen hat Bettina Lamm bisher in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit für das Ökumenische ambulante Hospiz Korbach e.V. genäht. Damit möchte das Hospiz verwaiste Eltern im Stadtkrankenhaus Korbach unterstützen.
„Der Tod des eigenen Kindes gehört zu den tragischsten Ereignissen die Eltern erleben können“, weiß Kai Tammoscheit, Chefarzt der Onkologie im Stadtkrankenhaus. „Die Eltern müssen diesen Schicksalsschlag erleben und die Trauer aushalten, die sich zwar mit der Zeit verändert, ihr Leben aber entscheidend prägen und begleiten wird.“ Gerade in diesen Situationen sei die enge Zusammenarbeit mit dem Korbacher Hospiz e.V. hilfreich. Der ambulante Hospizdienst begleitet seit 1998 Schwersterkrankte, Sterbende, ihre Angehörige und Trauernde. Derzeit unterstützen den Hospizdienst 37 qualifizierte, ehrenamtliche Hospizbegleiter, die den Erkrankten und ihren Familiensystemen Zeit und Aufmerksamkeit schenken. „Wir möchten Menschen, die sich rund um Leiden, Tod und Sterben in besonderen Situationen befinden, unsere Unterstützung anbieten. Als betroffene Sternenkindmutter hat mich die Anfrage der Kollegen des Stadtkrankenhauses zur Unterstützung verwaister Eltern sehr berührt und mit Frau Lamm war schnell eine Ehrenamtliche gefunden, die bereit ist, etwas zu schaffen, das den Eltern an die Hand gegeben werden kann“, so Sandra Voß, Ltd. Koordinatorin im Hospiz e.V.
Die Verantwortlichen im Korbacher Stadtkrankenhaus sind dankbar über diese Trostspender für die Eltern. „Als Sternenkinder werden verstorbene Kinder bezeichnet, die vor, während oder bald nach der Geburt verstorben sind“, erläutert Dr. Ioannis Tsitlakidis, Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe. Für die Mutter, den Vater, für die Geschwister und für alle, die sich über das wachsende Leben mitgefreut haben, sei das eine sehr schwere Zeit, so der erfahrene Gynäkologe. „Wir sind auch in diesen Situationen für die Eltern und Angehörigen da.“ Die leitende Hebamme Irene Rudersdorf-Wilke weiß mit diesen schweren Schicksalsschlägen umzugehen, die zum Glück nicht so häufig seien: „Als Hebammen sind wir Fachfrauen, wenn es um Geburten geht. Aber natürlich stehen wir auch zur Seite bei allen Fragen, die die Eltern in Bezug auf die Geburt bewegen. Mit großem Verständnis für diese Situation und viel Sensibilität begegnen wir verwaisten Eltern. Wir sind sehr dankbar für die Sternenkissen und die gute Zusammenarbeit mit dem Korbacher Hospiz e.V.“ Die Anfragen zur pränatalen und natalen Sterbebegleitung habe es vereinzelt schon gegeben, so Sandra Voß: „Auch die Trauerbegleitung verwaister Eltern ist ein Thema. Hier verweisen wir gerne an die Selbsthilfegruppe „Sternenkinder“. Wichtig ist, dass diese Eltern wahr- und ernstgenommen werden. Gesellschaftlich ist der Tod eines Kindes ein noch größeres Tabu als der eines Erwachsenen.“
„Begriffe wie Witwen und Waisen sind uns allen geläufig“, bestätigt dies auch Sassan Pur, Geschäftsführer im Stadtkrankenhaus. „Aber einen Begriff für Eltern, deren Kind gestorben ist, haben wir nicht.“ Schon daran zeige sich, wie wenig natürlich es sei, dass ein Kind vor den eigenen Eltern sterbe, und wie weit der Tod von Kindern aus dem Alltag – selbst aus unserer Sprache – herausgehalten werde. Zur Überbrückung der Sprachlücke werden diese Eltern oftmals als verwaiste Eltern bezeichnet.
Bildunterzeile:
Sternenkissen für verwaiste Eltern (v.l. Irene Rudersdorf-Wilke (ltd. Hebamme), Dr. Ioannis Tsitlakidis (Chefarzt Gynäkologie und Geburtshilfe), Sandra Voß (Ltd. Kooedinatorin Korbacher Hospiz e.V., Sassan Pur (Klinik-Chef) und Kai Tammoscheit (Chefarzt Onkologie))
(Foto: Stadtkrankenhaus Korbach)
* Alle Bezeichnungen richten sich an alle Geschlechter