Thermokoagulation der Wirbelgelenke:
Stadtkrankenhaus baut konservative Behandlungsmöglichkeiten weiter aus
Rückenschmerzen entstehen nicht nur durch degenerierte Bandscheiben. Auch die Wirbelkörpergelenke, die wegen ihrer dachziegelartigen Anordnung als Facettengelenke bezeichnet werden, können für die Schmerzen verantwortlich sein. Hilfe verspricht das Stadtkrankenhaus mittels eines neu erworbenen Thermokoagulationsgerätes. Durch Wärmeverödung in einer ambulanten Behandlung können chronische, durch Verschleiß verursachte Schmerzen, gut behandelt werden. Der Schmerzreiz werde so gestoppt und die Beschwerden des Patienten verschwinden.
„Die Behandlung führen wir unter örtlicher Betäubung durch“, erläutert Guido Hoffmann, Leiter des Wirbelsäulenspezialzentrums das neue konservative Therapieverfahren. „Mittels einer kleinen Punktion und unter Röntgenkontrolle schieben wir dabei eine hauchdünne Hitzesonde zu den Nerven der betroffenen Facettengelenke.“ Anschließend wird die Sonde mittels Radiofrequenz auf etwa 80 °C erwärmt. Durch die Hitze werden die kleinen Nerven verödet (koaguliert), deren Aufgabe lediglich darin bestehe, Schmerzreize an das Gehirn weiter zu melden. Häufig sei es erforderlich, mehrere Wirbelsegmente zu behandeln. Der gesamte Eingriff dauere in der Regel jedoch kaum länger als 30 Minuten und Patienten können anschließend nach kurzer Zeit aufstehen und sich bewegen. Das neue Gerät habe den Vorteil, insgesamt vier Kanäle und somit mehrere Abschnitte gleichzeitig, therapieren zu können. „Das erspart schmerzgeplagten Patienten zusätzliche Zeit, die sie auf dem Bauch liegen müssen“, unterstreicht Neurochirurg Hoffmann.
„Gerade weil deutschlandweit der Trend zu immer mehr Wirbelsäulen-OPs geht, setzen wir im Stadtkrankenhaus bewusst ein Signal, dass die konservative Behandlung ein nicht zu vernachlässigender Aspekt bei der Behandlung von Rückenschmerzen darstellt“, so Klinik-Chef Sassan Pur. Durch die Zertifizierung der Deutschen Wirbelsäulen-Gesellschaft zum Wirbelsäulenspezialzentrum stellt die Abteilung für Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie einen weiteren starken Pfeiler für die Gesundheitsversorgung in der Region dar. „Als einziges Level 2 Zentrum in Hessen sehen wir im Stadtkrankenhaus neben der hochspezialisierten operativen Versorgung auch die konservative Behandlung als einen wichtigen Behandlungsschwerpunkt.“, weiß Noman Zafar, Neurochirurg und stv. Leiter des Wirbelsäulenspezialzentrums. Nicht in jedem Fall ließen sich Operationen vermeiden. „Bei nicht mehr therapierbaren Schmerzen oder Lähmungen sind operative Eingriffe ratsam“, empfehlen die beiden Fachärzte. Ob dies der Fall sei oder welche konservativen Möglichkeiten es für den jeweiligen Patienten gebe, werde gemeinsam mit den Patienten besprochen und die nachfolgende Therapie eingeleitet.
Bildunterzeile:
Freuen sich über die neuen konservativen Behandlungsmöglichkeiten schmerzgeplagter Rückenpatienten (v.l.): Guido Hoffmann (Leiter des Wirbelsäulenspezialzentrums), Sassan Pur (Geschäftsführer), Gabriele Wilke (Mitarbeiterin Röntgenabteilung), Doktor-medic Ovidiu Birnbaum (Neurochirurgie) und Norman Zafar (stv. Leiter Wirbelsäulenspezialzentrum).