Lebererkrankungen können jeden treffen – unabhängig von Alter, Herkunft oder Lebensweise. Doch während Herz, Magen, Darm und Lunge immer wieder im Fokus der Patienten stehen, wird die Leber oftmals weniger beachtet. Als zentrales Stoffwechselorgan in unserem Körper erfüllt die Leber zahlreiche lebensnotwendige Aufgaben. Da das Organ allerdings sehr schmerzunempfindlich ist, bleiben viele Erkrankungen zunächst unbemerkt. Ein Leberleiden wird oft erst in Betracht gezogen, wenn sich die Haut gelblich verfärbt oder eine stärkere Neigung zu Blutergüssen festgestellt wird.
Um die Fragestellung „Erhöhte Leberwerte – was nun?“ geht es in der Vortragsveranstaltung des Korbacher Stadtkrankenhauses am Dienstag, 8. Oktober. Sind Leberzellen geschädigt, verändern sich die Leberwerte. Einige Parameter steigen an, andere sinken ab. „Veränderte Leberwerte kommen häufig vor“, sagt Dr. Frank Reinhardt, Chefarzt der Gastroenterologie. „Dabei ist die Veränderung nur eines Wertes wenig aussagekräftig. Sind mehrere Werte verändert, kann dies allerdings auf einen Leberschaden hindeuten.“
Was bei erhöhten Leberwerten zu tun ist, vermittelt der versierte Medizinier im Rahmen der Patientenveranstaltung. Viele Lebererkrankungen bleiben lange ohne spezifische Beschwerden, daher ist die Dunkelziffer sehr hoch. Allein an chronischer Hepatitis B und Hepatitis C sind deutschlandweit etwa eine Million Menschen erkrankt – die meisten jedoch, ohne es zu wissen. Hinzu kommt die rasante Zunahme von Lebererkrankungen der westlichen Industrienationen. „Schätzungen zufolge leiden bereits 20 Prozent der deutschen Bevölkerung unter kritischen Fetteinlagerungen in der Leber“, berichtet Dr. Arved-Winfried Schneider, Ärztlicher Direktor der Hessenklinik. „Bedrohlich werden können Leberentzündungen, die damit einhergehen. Wird dieser Prozess nicht gestoppt, drohen Spätfolgen wie Leberzirrhose oder auch Leberkrebs.“
In seinem Vortrag vermittelt Dr. Schneider Einblicke in die Therapie von Lebererkrankungen. Neben Lebererkrankungen verursacht durch Virusinfektionen geht er dabei insbesondere auch auf so genannte autoimmune Lebererkrankungen wie beispielsweise die Autoimmunhepatitis (AIH) oder die Primär Biliäre Cholangitis (PBC) ein. Ihnen gemeinsam ist die Fehlsteuerung des körpereigen Immunsystems, bei der körpereigene Strukturen als „körperfremd“ identifiziert und angegriffen werden.
Im dritten Teil der Vortragsveranstaltung erfahren Interessierte Aktuelles zum Umgang mit Lebertumoren. „Lebertumor ist nicht gleich Lebertumor“, verdeutlicht Kai Tammoscheit, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, interdisziplinäre Onkologie und Palliativmedizin. „Wichtig ist hierbei zu unterscheiden, ob der Tumor primär in der Leber, also aus der Leber, oder den Gallenwegen selber stammt, oder aber von einem anderen Tumor stammt und sich als so genannte Metastase (Tochtergeschwür) in der Leber angesiedelt hat.“ Je kleiner der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose sei, desto größer sei die Chance auf eine Heilung durch operative Entfernung oder Lebertransplantation.
Zudem machten technischer Fortschritt und die Regenerationsfähigkeit der Leber heutzutage Eingriffe möglich und sinnvoll, die vor einigen Jahren noch undenkbar gewesen wären.
Dies gilt auch für die Untersuchungsmethoden: So hat Chefarzt Dr. Reinhardt in der Hessenklinik beispielsweise im vergangenen Jahr die Leberspiegelung (Minilaproskopie) eingeführt. „Wir platzieren mittels „Knopflochtechnik“ eine kleine Kamera in der Bauchhöhle, um die Leberoberfläche beziehungsweise die umliegenden Strukturen zu beurteilen.“ Zudem dient die Cholangioskopie als Untersuchungsmethode zur visuellen Darstellung der Gallengänge mit einer Kamera sowie der gezielten Probenentnahme.
Im Anschluss an den Vortragsabend stehen die drei Chefärzte für persönliche Gespräche bereit. Die Veranstaltung findet im Vortragsraum (3. OG, Neubau) statt und ist kostenfrei. Eine Anmeldung ist wie immer nicht erforderlich.