Nach dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenkes schnell wieder auf die Beine zu kommen ist der Wunsch aller Arthrose geplagten Patienten. Denn je länger Patienten nicht mobilisiert werden können, desto schwächer wird die Muskulatur und umso länger dauert der Genesungsprozess. Aus diesem Grund werden im Stadtkrankenhaus Korbach die die Hüftoperationen weitestgehend minimalinvasiv, mit kleineren Schnitten und wenig Muskelverletzungen, durchgeführt. Zu diesen Zugängen gehört auch der schonende „Bikinischnitt“.
Mittels der so genannten AMIS („Anterior Minimally Invasive Surgery“) Methode erfolgt die Operation über einen minimalinvasiven Zugangsweg. Dabei nutzen die Mediziner nicht, wie nach dem Standard üblich, den hinteren oder seitlichen Zugang zum Hüftgelenk, sondern den vorderen. Statt eines üblicherweise ca. 15 – 20 cm langen Hautschnittes werden bei dieser OP-Technik nur 5 – 9 cm benötigt. Die darunter liegenden Muskeln müssen nicht geschnitten werden um Zugang zur Hüfte zu ermöglichen. „Während bei den in Deutschland üblichen Operationstechniken die Muskulatur vom Oberschenkelknochen abgelöst werden muss, können wir uns bei diesem Zugang zwischen natürlichen Muskellücken hindurchschlängeln. Dabei schieben wir die Muskeln nur zur Seite, ohne sie zu verletzen“, erläutert Dr. Arne Fittje, Chefarzt Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie der Korbacher Klinik. „So haben unsere Patienten nach der OP weniger Schmerzen und sind schneller wieder beweglich mit einem gut muskulär stabilisierten Hüftgelenk.“ Dies habe auch massive Auswirkungen auf die nachbehandelnde Physiotherapie. Während bei den herkömmlichen OP-Verfahren bestimmte Bewegungen nach der OP nicht durchgeführt werden dürfen, bis die geschädigte Muskelpartie etwas abgeheilt ist, beginnt bei der AMIS-Methode das Bewegungstraining direkt nach der OP. „Die Patienten stehen praktisch unmittelbar nach dem Eingriff auf und gehen erste Schritte“, so der erfahrene Chrirurg. Auch die stark verkürzte OP-Zeit und die Tatsache, dass es bei der OP zu weniger Blutverlust käme, führen zu einer verminderten Belastung der Patienten.
„Bikini-Schnitt“ auch bei Hüft-Prothese möglich
Neben dem medizinischen Vorteil bietet das Verfahren zudem jetzt auch einen ästhetischen: dank Bikini-Naht lässt sich die kleine Narbe später gut verdecken. Die Schnittführung erfolge dann quer, entsprechend den Hautspaltlinien, und nicht wie sonst üblich in Längsrichtung. „Das kosmetische Ergebnis führt zu einer fast nicht sichtbaren Narbe“, erläutert Dr. Christoph Konermann, Leiter der Orthopädie 2. „Beim Längsschnitt dagegen kann die Narbe breiter werden und sich insbesondere in den körpernahen Bereichen unschön verdicken. Auch können mehr Wundheilungsstörungen vorkommen.“ Es gebe verschiedene minimalinvasive Zugangsmethoden, die sich hauptsächlich darin unterscheiden, an welcher Stelle der Schnitt gemacht werde. „Welcher Zugang und welche Methode für den jeweiligen Patienten am besten geeignet ist, legen wir individuell und gemeinsam mit den Betroffenen fest. Verschiedene Faktoren wie z. B. das Körpergewicht spielen eine wichtige Rolle bei der Entscheidung. Insbesondere bei adipösen Patienten bietet der „Bikini“-Schnitt Vorteile bei der Wundheilung. Ausschlaggebend ist aber, dass alle Verfahren so schonend wie nur möglich sein sollen, um eben die beste Rehabilitation zu ermöglichen“, so Dr. Konermann.