Darmspiegelung mit künstlicher Intelligenz

Korbach. Als eines der ersten Krankenhäuser in Deutschland hat das Stadtkrankenhaus Korbach im Klinikalltag erstmals künstliche Intelligenz bei Darmspiegelungen getestet. Das neue Verfahren soll Ärzte während der Darmspiegelung dabei unterstützen, auch versteckt liegende Polypen gut zu erkennen.

Dafür wird ein zusätzliches Modul an die vorhandene Endoskopieeinheit angeschlossen. So kann der Arzt die Darmspiegelung weiter wie gewohnt durchführen und auch für den Patienten ändert sich bei der Untersuchung nichts. Das intelligente Endoskopie-Modul ist das weltweit erste erwerbbare System, das im Bereich der Gastroenterologie mit künstlicher Intelligenz arbeitet.
Das „Künstliche Auge“ des so genannten GI Genius Modul ergänzt die Darmspiegelung durch eine Bild-Analyse in Echtzeit. Stößt das Gerät auf eine Schleimhautveränderung, weist es den Arzt mittels einer grünen Markierung auf dem Bildschirm darauf hin. Der Arzt kann sich den betreffenden Darmabschnitt dann genauer anschauen und wenn tatsächlich eine Auffälligkeit vorliegt, eine Gewebeprobe entnehmen oder den veränderten Bereich komplett entfernen.

„Auf diese Weise agiert das Gerät als virtueller Zweituntersucher und assistiert bei der Polypenerkennung“, erläutert Dr. Arved-Winfried Schneider, Ärztlicher Direktor der Korbacher Klinik. „Insbesondere bei etwas versteckt liegenden Polypen in den Falten der Darmwand bedarf es schon eines geübten Auges, um diese nicht zu übersehen“, so Dr. Schneider. „Unsere Untersuchungstechnik im Stadtkrankenhaus ist aber bereits sehr ausgefeilt“, bestätigt auch Dr. Frank Reinhardt, Chefarzt für Gastroenterologie. Daher sei es auch nicht verwunderlich, dass die Künstliche Intelligenz nur die Polypen entdeckte, die beiden erfahrenen Mediziner ohnehin schon gesehen hatten. Und doch halten die beiden Gastroenterologen die Nutzung der künstlichen Intelligenz für eine wichtige Errungenschaft der modernen Medizin „Insbesondere Ärzten, die noch nicht über eine langjährige Erfahrung verfügen, kann künstliche Intelligenz im Bereich der Endoskopie massiv helfen, die spezielle Untersuchungstechnik bei Darmspiegelungen zu erlernen.“

Knapp 33.000 Männer und 26.000 Frauen erkranken laut Angaben der Felix-Burda-Stiftung Jahr für Jahr deutschlandweit an Darmkrebs. Damit ist Darmkrebs bei Männern die dritthäufigste Krebsneuerkrankung und bei Frauen die zweithäufigste Tumorneuerkrankung. Etwa jede achte Krebserkrankung in Deutschland betrifft den Darm. Im Laufe des Lebens erkrankt einer von 15 Männern und eine von 18 Frauen an Darmkrebs. „Das Erkennen und Entfernen von Dickdarmpolypen ist die wichtigste Untersuchungsmethode, um möglichen Darmkrebs frühzeitig zu erkennen und zu behandeln“, sind sich Dr. Schneider und Dr. Reinhardt einig.

 

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