Schüler nutzen Berufserkundung im Gesundheitswesen
Hessisches Fachkräftecamp im Stadtkrankenhaus
Nicht zuletzt hat auch die andauernde Corona Pandemie den Fachkräftebedarf im Gesundheitswesen einmal mehr in den Fokus gerückt. Ein Thema, das auch im Bildungszentrum des Stadtkrankenhaus Korbach Kopfzerbrechen bereitet. „Von der 2020 bundesweit in Kraft getretenen Ausbildungsreform, bei der die Ausbildungen für Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege zusammengelegt wurden, haben wir uns erhofft, mehr junge Menschen für die Pflegeberufe begeistern zu können“, sagt Matthias Funke, Leiter des Bildungszentrums. Dies sei auch gelungen. Trotzdem reichen die aktuellen Zahlen nicht aus, um den aktuellen und zukünftigen Bedarf an Fachkräften abzudecken. Erschwerend komme der demografische Wandel und die geringe Anzahl an Jugendlichen hinzu. „Im Ergebnis hatten wir dieses Jahr erstmals Schwierigkeiten alle Ausbildungsplätze besetzen zu können“, so Funke. „Glücklicherweise ist uns dies nach großen Kraftanstrengungen, auch in Zusammenarbeit mit umliegenden Schulen, dennoch geglückt. Zum 1. Oktober sind 28 Schülerinnen und Schüler in die Ausbildung zum/zur Pflegefachmann/Pflegefachfrau gestartet. Ich höre aber von anderen Pflegeschulen und anderen Bereichen, dass sie die Plätze nicht vollends besetzen können.“ Eine Entwicklung, die im Hinblick eines ohnehin schon bestehenden Fachkräftemangels dramatisch sei. Kamen für die jährlich 24 zu vergebenen Ausbildungsplätze früher mehr als ausreichend Bewerbungen, müsse das Bildungszentrum heute noch verstärkter Präsenz zeigen und das direkte Gespräch zu den Jugendlichen suchen, um Begeisterung für die Pflegeberufe wecken zu können. „Wir versuchen dabei immer neue Wege zu gehen, um den direkten und persönlichen Kontakt herstellen zu können und um so ein Feuer für den wirklich schönen Pflegeberuf bei den Jugendlichen zu entfachen“, erläutert Funke. Dazu zählt in diesem Jahr auch das Hessische Fachkräftecamp, dass aktuell im Stadtkrankenhaus Korbach stattfindet. Bei der ein wöchigen Berufsfelderkundung geht es darum das Interesse junger Menschen für diese Zukunftsberufe zu wecken und den Fachkräftebedarf in diesen Bereichen nachhaltig zu sichern. „Die Jugendlichen bekommen bei uns live einen Eindruck in die verschiedenen Bereiche des Gesundheitswesens. Dadurch wird deutlich, dass die Ausbildungs- und Karrieremöglichkeiten im Gesundheitswesen so vielfältig und schön sind wie ein bunter praller Blumenstrauß“, so der Leiter des Bildungszentrums.
An insgesamt 11 Standorten in Hessen wurden und werden die Fachkräftecamps durchgeführt. Das Konzept für dieses neue Angebot zur Beruflichen Orientierung und der nachhaltigen Fachkräftesicherung wurde durch das Aus- und Weiterbildungsunternehmen Provadis GmbH, Frankfurt entwickelt und im Auftrag des Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, der Bundesagentur für Arbeit und dem Kultusministerium führen wir die Fachkräftecamps durchgeführt und gefördert. Interessenten der Jahrgangsstufen 8 und 9 können so an verschiedenen Lern- und Erlebnisorten hinter die Kulissen schauen, um die Arbeit und Berufes in den Bereichen mitzuerleben und mit Arbeitgebern sowie deren Beschäftigten ins Gespräch zu kommen.
Zwei der fünf Veranstaltungstage gestalten das Stadtkrankenhaus Korbach und das Altenheim Haus am Nordwall. So erfahren die Jugendlichen was Krankenhaus bedeutet und was sich hinter der generalistischen Pflegeausbildung verbirgt. Zudem erhalten sie Einblicke hinter sonst verschlossene Türen wie etwa den Operationssaal oder die Intensivstation und erfahren etwas über die Ausbildung zu Operationstechnischen Assistenten (kurz: OTA) und die Intensivpflege als Weiterbildungsmöglichkeit im Pflegeberuf. In der Zentralen Notaufnahme lernen sie, was ein Notfallfallpatient ist und bekommen Einblicke in den Ausbildungsberuf einer Medizinischen Fachangestellten (kurz: MFA). Im Labor des Krankenhauses dürfen die Teilnehmer selbst die Mikroskope ausprobieren und lernen den Ausbildungsberuf der Medizinisch Technischen Laboratoriumsassistenten (kurz: MTLA) kennen und können in der Abteilung für Physiotherapie praktische Übungen ausprobieren. Was die Besonderheiten bei der stationären Altenpflege sind vermittelt den Teilnehmern das Haus am Nordwall. „Das Fachkräftecamp in Korbach zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig und unverzichtbar Berufe im Gesundheitswesen sind“, zeigt sich Sassan Pur, Geschäftsführer am Stadtkrankenhaus, begeistert von dem Projekt. „Mit viel Engagement hat unser Bildungszentrum unter Beteiligung diverser Fachabteilungen und dem Haus am Nordwall ein umfassendes und altersgerechtes Programm für die jugendlichen Teilnehmer aus dem Boden gestampft. Man spürt die Leidenschaft für ihre Berufe, und ich bin sehr dankbar, dass sie diese Leidenschaft an die Teilnehmer weiter vermitteln wollen. Die heutigen Teilnehmer des Fachkräftecamps sind vielleicht unsere Fachkräfte von morgen!“
Bildunterzeile:
Die Initiatoren vor dem Stadtkrankenhaus v.l.: Jonny Hill (Provadis), Nadine Hänsch (Labor), Claudia Ratzlaff (Provadis), Mareike Richter (stellv. Pflegedirektion KH Korbach), Uwe von Hagen (OP-Koordinator), Matthias Funke (Leiter Bildungszentrum), Maria-Belén Cespón-Pérez (pädagogische Leitung Intensivstation & Anästhesie), Anette Chrobacsinsky (Lehrerin für Pflegeberufe), Sassan Pur (Geschäftsführer), Johanna Pätsch (Leitung Physiotherapie), Ribana Klabunde (Heimleitung Haus am Nordwall), Anne Scholer (Azubi MFA), Elisa Bunte (MFA Zentrale Notaufnahme), Agnes Schmidt (Pflegedienstleitung Haus am Nordwall)
(Foto: Stadtkrankenhaus Korbach)
* Alle Bezeichnungen richten sich an alle Geschlechter