Klinik zertifiziert als Spezialzentrum
Patienten mit einem Wirbelsäulen-Leiden werden im Korbacher Stadtkrankenhaus auf einem hohen fachlichen Niveau versorgt: Das ist das Ergebnis einer Zertifizierung, nach der die Hessenklinik nun als Wirbelsäulenspezialzentrum geführt wird. In ganz Hessen gibt es nur zwei weitere Spezialzentren, es handelt sich jedoch um größere Kliniken. In unserem Bundesland verfügt kein weiteres Krankenhaus in der Größenordnung des Stadtkrankenhauses über das sogenannte „Level 2“-Zertifikat. In ganz Deutschland sind es gerade mal 25 – die nächstgelegenen sind in Dortmund oder Wuppertal zu finden.
„Heben uns in der Region deutlich hervor“
Im Korbacher Stadtkrankenhaus ist die Freude groß über die im Juli erhaltene Auszeichnung. „Dieses Zertifikat ist Ausdruck unserer fachlichen Leistungen“, unterstreicht Neurochirurg Guido Hoffmann, Leiter des Wirbelsäulenspezialzentrums. Und sein Stellvertreter, Noman Zafar, weiß um die Bedeutung für die Korbacher Klinik: „Damit heben wir uns in der Region deutlich hervor.“ Das Zertifikat stehe nicht zuletzt für das „große Portfolio an Möglichkeiten, mit denen wir hier in Korbach Wirbelsäulen-Erkrankungen versorgen und behandeln können.“ Man erfülle alle Standards der zeitgemäßen Medizin. „Für ein Krankenhaus unserer Größe ist das Champions-League-Niveau“, bringt es Klinik-Geschäftsführer Sassan Pur auf den Punkt. Patienten in unserer Region hätten somit die Möglichkeit, sich heimatnah behandeln zu lassen, und könnten sicher sein, als Patient im Fokus der Behandlung zu stehen, die auf höchstem medizinischem Niveau durchgeführt werde.
Die Deutsche Wirbelsäulen-Gesellschaft (DWG) knüpft strenge Bedingungen an die Vergabe eines Zertifikates in drei verschiedenen Ebenen. In der höchsten Klasse, Level 1, werden sogenannte Maximalversorger wie Uni-Kliniken zusammengefasst und bewertet. Im darunter eingeordneten Level 2 finden sich große kommunale Krankenhäuser, die ebenfalls Maximalvervorger sind, jedoch nicht an der universitären Lehre teilnehmen. Level 3 schließlich betrifft zum Beispiel Arztpraxen, die ihre Patienten ambulant versorgen. Jeder Level hat eigene Kriterien, die es bei der Zertifizierung zu erfüllen gilt. Dabei geht es unter anderem um die Mindestzahl an Operationen pro Jahr, den Schwierigkeitsgrad der Eingriffe oder auch, wie viele wissenschaftliche Veröffentlichungen in ihren Fachgebieten die verantwortlichen Ärzte vorweisen können.
Kriterien für Zertifikat mehr als erfüllt
Für eine Auszeichnung in Level 2 verlangt die DWG zum Beispiel, dass eine Klinik mindestens zwei verschiedene Erkrankungsgruppen behandeln muss – „bei uns sind es sogar drei“, erklärt Noman Zafar, der seit Anfang 2018 in Korbach tätig ist und für die Zertifizierung verantwortlich war. So würden im Stadtkrankenhaus degenerative Veränderungen wie zum Beispiel ein Bandscheibenvorfall, Deformationen wie eine verkrümmte Wirbelsäule und akute Verletzungen wie Wirbelkörperbrüche behandelt. Dies erfolgt laut Zafar und Hoffmann in allen drei Abschnitten der Wirbelsäule und zwar der Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule. Die Eingriffe würden von vorn, also durch den Brustkorb oder den Bauchraum, und von hinten durchgeführt. Die beiden Fachärzte haben zuletzt auch die endoskopische Wirbelsäulenchirurgie und als weiteren Schwerpunkt die Revisionschirurgie etabliert. „Gemeinsam mit dem Patienten besprechen wir alle Möglichkeiten einer Behandlung“, sagt Noman Zafar. Dies sei bei einem „Haus unserer Größe in ganz Deutschland nicht zu finden“, sagt der stellvertretende Leiter des Zentrums nicht ohne Stolz.
Der Leiter Guido Hoffmann hat ein sogenanntes Master-Zertifikat auf seinem Fachgebiet – die Auszeichnung wird nicht für die Klinik, sondern für einen Arzt persönlich vergeben. Für die Zertifizierung des Stadtkrankenhauses hätte ein Master-Zertifikat eines Arztes genügt. Noman Zafar wird dieses demnächst ebenfalls erhalten. Dass beide sich als Master auf ihrem Gebiet bezeichnen dürfen, zeigt ebenfalls den hohen Anspruch, den die Wirbelsäulen-Spezialisten an sich und ihre Arbeit legen. „In unserer Region gibt es nur wenige Kollegen, die ein Master-Zertifikat in Wirbelsäulenchirurgie besitzen“, verdeutlicht Hoffmann den Stellenwert.
Noman Zafar kam im Januar 2018 nach Korbach, wo Guido Hoffmann bereits als Neuro- und Wirbelsäulenchirurg an der Hessenklinik und darüber hinaus mit einer eigenen Praxis für Neurochirurgie tätig war. Gemeinsam hegten sie den Wunsch, die Abteilung zertifizieren zu lassen. Zafar, der in Göttingen studiert und seinen Facharzt dort erlangt hatte, war vor dem Wechsel in die Kreisstadt an einem Haus der Maximalversorgung als Oberarzt für Neurochirurgie tätig. Im Rahmen der Zertifizierung zeichnete er für die umfangreichen Vorbereitungen verantwortlich, in die neben weiteren Fachabteilungen die Pflegekräfte auf den Stationen, die Abteilung für Physiotherapie mit ihrer Leiterin Johanna Pätsch und der Qualitätsbeauftragte des Stadtkrankenhauses, Michael Ricken, intensiv eingebunden waren. „Ihnen allen gebührt großer Dank“, sagt der stellvertretende Leiter des Wirbelsäulenspezialzentrums. Geschäftsführer Sassan Pur hebt zudem hervor, dass die Zertifizierung „mit großer Detailliebe neben dem Tagesgeschäft“ erfolgt sei. Er lobte den großen Einsatz Zafars und Hoffmanns, aber auch aller anderen Beteiligten.
Hohe Standards, kurze Wege
Das Zertifikat „Wirbelsäulenspezialzentrum“ schließt auch die am Krankenhaus angesiedelte Praxis für Orthopädie und Unfallchirurgie von Dr. Thilo Walter, die BG- und Unfallchirurgie unter Chefarzt Dr. Arne Fittje sowie die Praxis von Guido Hoffmann mit ein. Ein wesentlicher Vorteil für die Patienten liegt in der fachlichen Qualifikation mit einer Behandlung nach hohen Standards. Patientenversorgung in einem Haus der kurzen Wege, hoher technischer Standard, eine Nachsorge auf einem hohen fachlichen Niveau und nicht zuletzt ein guter Kontakt zur Uni-Klinik Göttingen als Lehrkrankenhaus der Korbacher Klinik kommen den Patienten ebenfalls zugute. „Betroffene mit einem Problem an der Wirbelsäule können sich guten Gewissens an uns wenden“, versichert der Leiter des Spezialzentrums. Dies habe auch der Auditor bekräftigt und sich lobend über die Bedingungen in Korbach geäußert. Trotz des bereits Erreichten wolle man die Versorgung der Patienten weiter verbessern, kündigten Hoffmann und Zafar an.
Wie sehr die Expertise von Noman Zafar geschätzt ist, zeigt seine Einladung zu einer Fachtagung im September. Dort wird er über die in Korbach durchgeführte komplizierte Operation eines chronischen Schmerzpatienten berichten, bei dem ein Verfahren durchgeführt wurde, dass bis jetzt kaum jemand in dieser Art durchgeführt hat. „Das war ein Novum“, erzählt Zafar. Dem Patienten habe man damit geholfen und ihm mehrere Operationen erspart.
Auszeichnung für das Korbacher Stadtkrankenhaus: Die
Neurochirurgie ist als Wirbelsäulenspezialzentrum
zertifiziert worden. Das Bild zeigt den Leiter, Neurochirurg
Guido Hoffmann (Mitte), und seinen Stellvertreter,
Neurochirurg Noman Zafar (r.), gemeinsam mit Klinik
-Geschäftsführer Sassan Pur.
(Foto: Stadtkrankenhaus Korbach)