Krankenhäuser arbeiten zusammen

Gelungene Kooperation in der Geriatrie

Seit zwei Jahren betreibt das Stadtkrankenhaus Korbach eine geriatrische Außenstelle zur gezielten Behandlung von Alterskrankheiten im Kreiskrankenhaus Frankenberg. Was sich auf den ersten Blick etwas kurios anhört, beruht auf dem politischen Willen des hessischen Ministeriums für Soziales und Integration. Demzufolge regelt der Krankenhausplan, dass in jedem Landkreis Hessens nur eine geriatrische Hauptabteilung ansässig sein soll – die jedoch kleinere Abteilungen in anderen Kliniken betreiben darf. Ziel ist die Sicherstellung der geriatrischen Versorgung der Menschen in Waldeck-Frankenberg.

Die guten Belegungszahlen der geriatrischen Stationen beider Kliniken verdeutlichen den hohen Bedarf einer altersgerechten medizinischen Versorgung. Laut Demografiebericht des Landkreises hat die Anzahl der Menschen, die älter als 65 Jahre sind, um 32 Prozent, die der 80-Jährigen um 25 Prozent zugenommen. Alle jüngeren Bevölkerungsschichten haben hingegen abgenommen.

Für Dr. Steffen Schlee, der seit 2018 als Chefarzt die Korbacher Geriatrie-Außenstelle im Kreiskrankenhaus Frankenberg leitet, ist die demografische Entwicklung ein wichtiger Indikator dafür, dass die medizinische Versorgung diesen veränderten Strukturen angepasst werden muss. „Bis ins hohe Alter aktiv und selbstständig sein – das wünschen wir uns alle“, so Dr. Steffen Schlee. „Mit zunehmendem Alter verändern sich jedoch auch die medizinischen Bedürfnisse der Menschen.“

Gerade hochbetagte Menschen erholen sich langsamer von Erkrankungen oder Unfällen. Nicht selten leiden sie neben den Auswirkungen eines Schlaganfalls, Herzinfarktes, einer Lungenentzündung oder Knochenbruches gleichzeitig an einer Reihe weiterer, oft altersbedingter, Gesundheitsprobleme. „Das Bestehen dieser gleichzeitigen Erkrankungen (Multimorbidität) führt zu einer teilweise rasch fortschreitenden Verschlechterung des Gesundheitszustandes“, erläutert Dr. Matthias Gernhardt, Chefarzt der Akutgeriatrie im Stadtkrankenhaus Korbach.

„Die ungewollte Folge sind immer wiederkehrende längere Krankenhausaufenthalte, eine zunehmende Pflegebedürftigkeit und letztlich der unabwendbare Wechsel von der eigenen Wohnung oder dem eigenem Haus in ein Seniorenheim, da ohne fremde Hilfe der Alltag in seinen verschiedenen Facetten und Anforderungen nicht mehr realisierbar ist.“

„Patienten ganzheitlich betrachten“
Durch eine frühzeitige und altersgerechte Behandlung wollen die beiden Kliniken in Korbach und Frankenberg die Selbständigkeit und Teilhabe am Leben weitgehend erhalten oder wiederherstellen, um eine Rückkehr in die gewohnte Umgebung zu ermöglichen. Ein speziell geschultes Team aus Ärzten, Pflegekräften, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, Sozialarbeitern sowie Psychologen und Seelsorgern betreut die geriatrischen Patienten. „Das Besondere an der Geriatrie ist, dass wir den Patienten ganzheitlich betrachten“, sagt Dr. Gernhardt. „Daher können wir die alterstypischen Einschränkungen und Erkrankungen mitsamt ihren Folge- und Wechselwirkungen berücksichtigen.“ Analog der besonderen Bedürfnisse älterer, multimorbider Menschen wird so individuell auf den jeweiligen Patienten ein Behandlungs- und Therapiekonzept abgestimmt. Durch eine enge Verzahnung der Altersmedizin mit den zahlreichen Fachabteilungen beider Krankenhäuser können zudem die entstehenden Synergien optimal genutzt werden, sind sich beide Mediziner einig.

Die Geriatrie im Stadtkrankenhaus Korbach behandelt im Rahmen ihrer 32 Betten umfassenden Akutgeriatrie jährlich etwa 500 Patienten mit den spezifischen Alterserkrankungen. Hinzu kommen weitere Patienten, die im Rahmen des Alterstraumatologischen Zentrums (ATZ) durch die Unfallchirurgen und Geriater gemeinsam behandelt werden. In der Frankenberger Außenstelle werden ebenfalls etwa 500 geriatrische Patienten bei 26 zur Verfügung stehenden Betten jährlich behandelt.

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