Bestens vorbereitet auf das Examen
Gut fünf Monate vor ihrem Examen sind die Schülerinnen und Schüler des Bildungszentrums am Korbacher Stadtkrankenhaus auf der Zielgeraden ihrer Ausbildung angekommen: Mit Unterstützung der „alten Hasen“ und ihrer Lehrkräfte durften die künftigen Gesundheits- und Krankenpflegekräfte eine Woche lang die Geriatriestation Waldeck leiten – mit allen Anforderungen und Aufgaben, die sie im Beruf erwarten werden.
Das Programm „Schüler leiten eine Station“ für den jeweiligen Oberkurs gibt es am Stadtkrankenhaus seit einigen Jahren – mit Erfolg. „Die Auszubildenden sollen bereits vor dem Examen genau wissen, was auf sie zukommt“, verdeutlicht die stellvertretende Leiterin des Bildungszentrums, Daniela Flegel. Sie selbst gehörte zum Lehrerteam, das die Schüler täglich begleitete – ebenso wie Teile der eigentlichen Stationsbelegschaft. Damit war sichergestellt, dass alle Standards und Kriterien im Sinne einer hohen Pflegequalität erfüllt sind. Die Ärzte um Chefarzt Dr. Matthias Gernhardt waren während der Woche regulär im Dienst, ebenso die zur geriatrischen Station gehörenden Physio- und Ergotherapeuten, der Sozial- und der Psychologische Dienst sowie die Logopädie.
Die Schülerinnen und Schüler teilten ihre Aufgaben selbst ein, führten die Pflege und Versorgung der Geriatriepatienten durch, nahmen gemeinsam mit den Ärzten an der täglichen Visite oder an Gesprächen mit Angehörigen teil, wirkten an der interdisziplinären Teamsitzung mit, stellten die Medikamente entsprechend ärztlicher Verordnung zusammen oder organisierten Spiel- und Bastelnachmittage für die älteren Menschen. Mit Ausnahme des Nachtdienstes sollten die Azubis sämtliche Facetten des Stationsalltages kennenlernen und selbst bewältigen.
Doch lange bevor die Schülerinnen und Schüler des Kurses 16/19 zum Auftakt ihrer Woche am Montagmorgen mit Beginn des Frühdienstes das Ruder auf der Geriatriestation Waldeck übernahmen, hatten sich die Azubis im Unterricht am Bildungszentrum monatelang mit dem Vorhaben befasst. So bildeten sie verschiedene Teams – eines zum Beispiel nahm sich den Dienstplan vor, setzte sich in diesem Zusammenhang intensiv mit dem Arbeitsschutzgesetz auseinander. Eine andere Gruppe erarbeitete ein auf ältere Menschen zugeschnittenes Beschäftigungsangebot für die Patienten, wieder andere Schüler lernten im Vorfeld die auf der Station genutzten EDV-Programme kennen. Mit allen Aspekten der Patientenaufnahme und -entlassung beschäftigte sich eine weitere Schülergruppe. „Die Auszubildenden sind bestens vorbereitet und mit viel Engagement in diese Woche gegangen“, lobte Lehrerin Daniela Flegel ihre Schützlinge.
Entsprechend groß war die Akzeptanz auf Station. „Wir wurden von allen Berufsgruppen, die hier tätig sind, extrem ernst genommen“, zieht Niklas Göbel auch im Namen seiner Mitschüler eine durchweg positive Bilanz. Man sei wie eine examinierte Fachkraft angesehen und behandelt worden. Das wiederum habe das eigene Engagement gesteigert, wovon auch die Patienten profitiert hätten. Angst vor der Verantwortung hätten er und seine Mitschüler nicht gehabt, „denn zum einen haben wir den größten Teil der dreijährigen fundierten Ausbildungszeit schon hinter uns, zum anderen konnten wir uns bei Fragen oder Problemen jederzeit an die Kollegen, Lehrer oder Ärzte wenden“, sagte der Schüler. Nach der Aktionswoche „sind wir nun bestens vorbereitet auf das Examen.“
Chefarzt: „Ein Projekt erster Ordnung“
Als ein „ein Projekt erster Ordnung“ bezeichnete Chefarzt Dr. Gernhardt die zurückliegende Praxiswoche. Die Schülerinnen und Schüler hätten die Möglichkeit gehabt, ihr während der Ausbildung erworbenes theoretisches und praktisches Wissen „direkt am Patientenbett auf Station anzuwenden.“ Laut Chefarzt haben aber nicht nur die Schüler etwas von der Aktion, sondern alle – Patienten ebenso wie sämtliche Angehörige des therapeutischen Teams. Die Auszubildenden hätten während des Projektes ihr eigenes berufliches Selbstbewusstsein entwickelt. Dr. Gernhardt sprach sich dafür aus, das Programm „Schüler leiten eine Station“ auf zwei bis drei Wochen auszuweiten. „Je länger die Zeit für das Projekt ist, desto mehr können die Schülerinnen und Schüler für ihre spätere Praxis profitieren.“